Das Konzept der solidarischen Landwirtshaft (Solawi) beruht darauf, dass mehrere Privathaushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebes mittragen, der sie im Gegenzug mit seinen Ernteerträgen versorgt. Dieses Konzept unterstützt die ökologische Nahrungsmittelproduktion und trägt zur nachhaltigen Entwicklung der Lebensmittel bei. So wird das auch in der Solawi Minfeld gehandhabt, die im Mai 2015 auf dem Schoßberghof von Familie Groß ins Leben gerufen wurde und deren Mitglieder für einen monatlichen Beitrag frische Lebensmittel auf dem Hof abholen können.
Wie kam es zur Gründung der Solawi-Minfeld?
Wir haben 2014 mit der Solawi angefangen. Ich sagte eines Tages zu meiner Frau, dass wir
einen landwirtschaftlichen Club gründen müssten, bei dem die Verbraucher zu uns an den Hof
kommen können und wir sie mit Lebensmitteln versorgen. Mit dem Thema haben wir uns dann
näher befasst und ich habe mir die Solawi-Gruppe in Freiburg näher angesehen. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte ich ausschließlich für unseren Hofladen angebaut, für den es aber immer viel zu
viel Ertrag war. Daher kam mir der Gedanke, dass wir mit der Ernte neben dem Hofladen auch
noch mehr Menschen versorgen könnten.
Wie ging es dann weiter, was waren die ersten konkreten Schritte?
Der nächste Schritt war eine Anzeige in den Amtsblättern von Landau, Bad Bergzabern und
Jockgrim, um zu erfahren, wie groß das Interesse an einer solidarischen Landwirtschaft wäre.
Wir haben dann eine Versammlung einberufen, zu der 60 bis 70 Interessenten gekommen sind.
40 Mitglieder haben sich dann direkt bei der späteren Gründungsveranstaltung eingeschrieben.
Mit einem Geldbeitrag können sich die Solawisten auch direkt am Betrieb beteiligen, um
beispielsweise größere Anschaffungen zu tätigen.
Wurde diese Neuerung angenommen?
Ja, allerdings zu wenig, um euphorisch zu sein (lacht). Aber es hat uns dennoch geholfen, um
damit beispielsweise eine neue Getreidemühle anschaffen und bereitstellen zu können.
Eure Mitglieder holen sich die Lebensmittel direkt vom Hof. Über wie viele Kisten
bzw. Mitglieder sprechen wir aktuell?
Zurzeit sind es 175 Kisten, darunter sind 30 Single-Kisten und 145 Familienkisten. Für
das neue Erntejahr stehen bereits 50 Personen auf der Warteliste, die noch dazu kommen.
Kündigungen gibt es auch, das sind aber in der Regel nicht mehr als zehn Prozent im Jahr.
Ihr habt die Kisten zuerst vorgefertigt gepackt und dann verteilt. Jetzt läuft die Verteilung aber anders?
Ja, das ist richtig. In der Anfangszeit haben wir die Kisten am Samstagmorgen gepackt und zur
Abholung in das Kühlhaus gestellt. Allerdings habe ich schnell bemerkt, dass wir das Konzept
umstellen müssen. Denn mit den gepackten Kisten kam es zu Rückmeldungen und auch Spannungen.
Einigen war der Salat zu viel, anderen zu wenig Kohl usw. Das zu berücksichtigen, ist
schwierig geworden, weshalb ich die Verteilung dann nach zwei Jahren auf das jetzige Konzept
umgestellt habe.
Hat sich die neue Verteilung bewährt?
Ja, die Abholung funktioniert seitdem deutlich besser. Wir schreiben auf eine alte Schultafel
was es gibt und wie viel davon mitgenommen werden kann. Seitdem bleiben deutlich weniger
Reste übrig. Überschuss geben wir dann meist an die Tafel weiter.
Werdend die Reste komplett kompostiert?
Ja, die Reste werden komplett wieder auf das Feld mit ausgebracht. Und dennoch haben
wir noch zu wenig Kompost. Wenn wir für alle Felder Kompost ausbringen wollten, bräuchten
wir 2.000 Tonnen jedes Jahr. Daher haben wir umgestellt auf regenerative Landwirtschaft,
bei der wir auch im Winter mit Gründüngung arbeiten und Bewuchs auf den Feldern
stehen lassen. Im Frühjahr bringen wir effektive Mikroorganismen mit aus. Dadurch brauchen
wir kein schweres Gerät mehr einzusetzen. Wir mulchen und fräsen nur die oberen
Zentimeter des Bodens und geben lediglich biologischen Dünger dazu. Beim herkömmlichen
Pflügen wird der Boden komplett umgeworfen, wodurch der Humus dann in den oberen Schichten
verloren geht. Das neue Konzept wird übrigens von immer mehr Landwirten übernommen.
Gibt es eine kritische Größe, die du mit den Hof-Erzeugnissen versorgen kannst?
Wir müssen immer flexibel planen, je nachdem, wie das Jahr wird. Daher bauen wir 80 Produkte
an, um bei Bedarf ausgleichen zu können. Deshalb haben wir im letzten September auch Getreide
wie Weizen, Dinkel und Roggen gesät, im Frühjahr kommt noch Hafer dazu. Wenn also
weniger Gemüse oder Kartoffeln geerntet werden, können wir uns dann mit Getreide aushelfen,
um beispielsweise Brot zu backen. Meine Denkweise geht in Richtung Selbstversorgung unserer
Familien. Wir möchten nicht nur einen Teil der benötigten Lebensmittel bereitstellen, sondern
ich möchte, dass wir die Familien der Solawi im Sinne der Selbstversorgung ernähren können.
Wir haben zwar kein Fleisch, aber wir versorgen sie rundum mit organischen Lebensmittel.
Wie beurteilst du die vergangene Saison 2021?
Die Saison ist im Großen und Ganzen relativ gut verlaufen. Schwierigkeiten hatten wir bei den
Kartoffeln und den Erdbeeren und generell beim Obst. Bei den Kartoffeln hatten wir beispielsweise
mit Kartoffelkäfern und Krautfäule zu kämpfen, da der Sommer zu nass war. Wenn die
Blätter einmal abgefressen oder abgefault sind, findet auch kein Wachstum mehr statt. Deshalb
sind die Kartoffeln kleiner ausgefallen als im Vorjahr. Die Freilandtomaten waren auch davon
betroffen sowie die später geernteten Zwiebeln. Im Durchschnitt war das Jahr etwas kälter. Das
hat sich wiederum positiv auf den Kohl ausgewirkt, hier haben wir so gut wie keine Schädlinge
bekommen.
Wie bereitest du dich auf das Erntejahr vor? Gibt es wichtige Anhaltspunkte für deine
jährliche Planung?
Wir haben natürlich eine Planung für das gesamte Erntejahr und behalten unser Programm mit
den Jungpflanzen der vorherigen Jahre bei. Wir sprechen hier von rund 300.000 Jungpflanzen,
die wir einplanen. 200.000 der Jungpflanzen kaufen wir zu, der Rest kommt direkt vom Hof.
Basiert das Jahresprogramm auf Erfahrungswerten und Pflanzen, die besonders gut
abgenommen werden oder sich gut anbauen lassen?
Ja, den Großteil der Pflanzen planen wir eigentlich jedes Jahr gleich. Und mit den eigenen Jungpflanzen
können wir auch Neues ausprobieren oder setzen auch mal Exoten ein. Unseren Kohl
ziehen wir beispielsweise komplett selbst und bieten Weiß-, Blumen-, Spitzkohl und Brokkoli an.
Gibt es für die kommende Saison neue Gemüsesorten, die du ausprobieren möchtest?
Reis würde ich gerne wieder probieren. Wir haben das im vorherigen Jahr bereits getestet,
allerdings hatten wir minderwertiges Saatgut, das ich aus Sizilien mitgebracht habe. Das haben
wir auf drei Reihen getestet, jedoch nimmt unser Boden zu viel Wasser auf und wir können die
Felder nicht überfluten. Der erste Versuch hat nicht gekeimt. Dann habe ich vietnamesisches
Saatgut ausprobiert, das gekeimt hat und so wusste ich, es muss am Saatgut liegen. Man sagt
ja, man muss es dreimal versuchen, wenn es dann nicht klappt, musst du es halt lassen (lacht).
Gibt es denn irgendwelche Pläne für die Weiterentwicklung des Solawi-Konzeptes?
Ja, mir schwebt eine Obstplantage mit rund 2.000 Bäumen vor, die in Mischkultur umgesetzt
und mit Bienenstöcken kombiniert werden sollen, um die Blütenvielfalt zu fördern. Eine andere
Idee ist die Weiterentwicklung der Heilkräuter. Wir bieten bereits jetzt einige Kräuter mit an
und diese Teekräuter möchte ich gerne ausbauen.
Auch ein eigenes Saatgut könnte ich mir gut vorstellen. Allerdings bräuchten wir hierfür
wie auch bei den Bienen wieder Spezialisten, die sich damit intensiv befassen können.
Außerdem möchte ich in diesem Jahr gerne Feldrundfahrten anbieten, für die wir bereits einen
Planwagen organisiert haben, den man an den Schlepper anhängen kann.