Kirrweiler macht Mut. Rolf Metzger ist ein Grund dafür.

Rolf Metzger ist seit dem Jahr 2009 Ortsbürgermeister von Kirrweiler. Seitdem entwickelt er das pfälzische Dorf konsequent in Richtung Zukunft. Wir haben mit ihm gesprochen.

Lieber Herr Metzger, auf der Internetseite Kirrweiler schreiben Sie, Ihr Ziel ist es, Kirrweiler nachhaltig und zukunftsfähig aufzustellen. Sie möchten eine nachhaltige Lebensgrundlage schaffen, damit auch unsere Enkel und zukünftige Generationen an diesem Ort gut leben können. Wie weit sind Sie auf Ihrem Weg bereits gekommen?
RM Wir haben uns vorgenommen, im Rahmen des Projektes „Zukunftsdorf“ gemeinsam mit der Bürgerstiftung Pfalz Schwerpunkte zu setzen, die wir bearbeiten wollen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Revitalisierung von Leerstandsimmobilien in unserem Ortskern. Wir wollen die Möglichkeit nutzen, ein Generationen- und Seniorenwohnen mit entsprechenden Pflegeeinrichtungen zu verbinden. Dabei spielt die Herta-Kuhn-Stiftung, die aus unserer örtlichen Bürgerstiftung herausgegangen ist, eine wesentliche Rolle. Hier greift unsere Nachbarschaftshilfe, die hierbei ergänzende Aufgaben übernehmen kann. Ein weiterer Schwerpunkt richtet sich auf die Veränderungen
durch den Klimawandel und durch die Herausforderung, erneuerbare Energien, statt fossile Brennstoffe zu nutzen. Wir sind jetzt durch das positive Ergebnis des bei der SGD Süd durchgeführten „Zielabweichungsverfahrens“ in der Lage, dafür die baurechtlichen Voraussetzungen zu schaffen.

Kirrweiler verfügt über einen eigenen Dorfgarten, um was geht es hierbei?
RM Die Bürgerstiftung Kirrweiler konnte bereits im Vorfeld ein 3000 qm umfassendes Grundstück in Dorfnähe erwerben, um darauf einen „Zukunftsdorfgarten“ anzulegen. Ziel ist es, auf Permakulturbeeten Gemüse für die Selbstversorgung, aber auch für Insekten und mehr Artenvielfalt zu säen. Dafür sollen natürlich auch Bäume und Sträucher auf dem Grundstück gepflanzt werden, die Streuobst liefern und Lebensraum für viele Vögel und Insekten sind.

Wie organisieren Sie die Zusammenarbeit mit den Bürger:innen? Gibt es einen harten Kern von Aktiven, oder können Sie die breite Masse der Ortschaft gewinnen?
RM Es gibt in unserem Dorf eine lange Tradition des Ehrenamtes. In Vereinen oder in Gruppierungen werden immer wieder Initiativen ergriffen. Darauf lässt sich gut aufbauen. Wichtig ist aber gerade bei den aktuellen Themen Bürger:innen zu aktivieren und einzubinden. Das geschah in den letzten Jahren besonders durch die Beteiligungsformen der „Lokalen Agenda“ von 2015 bis 2017 und die Dorfmoderation ab 2018. Natürlich gibt es diesen „harten Kern“ von Personen, die sich immer wieder einbringen und auch ein starkes Rückgrat unserer Gemeinde bilden. Aber es ist mir wichtig, immer wieder auf Menschen zuzugehen und diese für das ein oder andere Projekt zu motivieren.

Welche Rolle nehmen Sie als Oberbürgermeister ein, insbesondere, wenn es keinen Konsens gibt?
RM Meine Rolle sehe ich oft als Initiator, Motivator und Koordinator. Mir ist es wichtig, Impulse zu geben und Projekte anzustoßen. Gut ist es, wenn Projekte auch ohne mein Mittun rund laufen. So ist unsere Nachbarschaftshilfe im Rahmen der Dorfmoderation im Jahr 2018 entstanden und organisiert sich selbst. Ich informiere mich regelmäßig, bin aber nicht in das operative „Geschäft“ eingebunden.

Bitte schließen Sie die Augen und beschreiben uns Kirrweiler in fünf Jahren, was sehen Sie?
RM Für unser „Zukunftsdorf“ wäre es ein schönes Ergebnis, wenn wir in fünf Jahren unser Senioren- und Generationenwohnprojekt im Ortskern umgesetzt haben, wir uns durch die angedachte Bürgerenergie-
genossenschaft und die Erzeugung von erneuerbaren Energien, insbesondere setzen wir hier auf die PV-Freianlage, ein Stück weit klimaneutral entwickeln konnten. Gerade die Umsetzung von weiteren Bürgerbeteiligungsmodellen wären ein großer Erfolg, wie wir das auch schon bei unserem Gemeinschaftsgarten der Bürgerstiftung praktizieren.

Erleben Sie Zuspruch für Ihre Pläne Zukunftsdorf auch aus anderen Gemeinden?
RM Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass wir von außen aufmerksam beobachtet werden. Natürlich wollen die anderen Gemeinden sehen, ob das auch funktioniert. Nichts ist motivierender als der Erfolg, deshalb setzen wir uns gerade beim Zukunftsdorfprojekt gemeinsam mit der Bürgerstiftung Pfalz Ziele, die durch die angedachten Maßnahmen auch erreichbar sind. Denn Potemkin’sche Dörfer brauchen wir nicht!

Inwieweit lassen sich Ihre Initiativen auf größere Gemeinden übertragen?
RM Meine Erfahrungen zeigen mir, dass es bei größeren Gemeinden oft am persönlichen Kontakt fehlt. Kleinere Dörfer haben oft eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft, deshalb denke ich, dass es bei größeren Gemeinden immer schwieriger ist, Bürger:innen für Themen zu begeistern. Natürlich gibt es davon Ausnahmen und es ist nicht ausgeschlossen, dass es bei einwohnerstarken Dörfern zu solchen Prozessen und Initiativen kommt.

Sie sind seit 2009 Bürgermeister und parteilos. Wären die Pläne auch als Parteimitglied umsetzbar?
RM Sicher, die Themen sind parteiunabhängig und parteiübergreifend. Bei uns arbeiten auch viele Bürger:innen zusammen an Projekten, die aus unterschiedlichen politischen Richtungen kommen.
Es kommt auf die Offenheit und Bereitschaft an, Neues zu wagen, nicht auf eine politische Richtung.

Vielen Dank für das Gespräch Herr Metzger!


Rolf Metzger, seit 2009 Bürgermeister von Kirrweiler (Pfalz)