„Die blütenreichen Saumbiotope verdienen unser ganzes Augenmerk, denn sie bieten vielen Tieren Unterschlupf und Nahrung“, sagt Kurt Garrecht, Vorsitzender des Naturschutz Verband Südpfalz (NVS). Gemeinsam mit der Aktion Südpfalz-Biotope der NVS NaturStitung Südpfalz unterstützt der Verein Kommunen dabei, Säume anzulegen.
Von Nadine Fritschka und Kurt Garrecht, NVS
Leider nur noch selten zu finden.
Säume begleiten uns in freier Landschaft und innerhalb von Siedlungen. Sie sind in der südpfälzischen Kulturlandschaft meist nur noch in Randbereichen intensiv genutzter Flächen zu finden, als schmale, wenig genutzte Biotopstrukturen. Aber was ist nun ein Saum? Ein Saum ist ein Streifen krautiger Pflanzen, der etwa entlang von Wegen, Böschungen, Mauern, Zäunen, Gewässern, Waldrändern, Hecken oder Landwirtschaftsflächen wächst. Idealerweise besteht er vor allem aus Gräsern und Stauden – also mehrjährigen Blütenpflanzen, deren oberirdische Pflanzenteile nicht verholzen, sondern krautig weich bleiben, nach der Vegetationsperiode absterben und im nächsten Jahr aus der Wurzel neu ausschlagen und blühen. Säume finden sich also auf feucht-nassen Auenböden bis hin zu trockenen Löss- und Sandböden. Welche Pflanzen genau vorkommen, ist von Standort zu Standort unterschiedlich und hängt von Boden-, Klima- und Lichtverhältnissen ab.
Typische Arten entlang von Böschungen und Wegrändern in der Südpfalz sind Wegwarte, Rainfarn, Dost, Wilde Möhre und Lichtnelke. An Ackerrändern wachsen nährstoffliebendere Arten wie Brennessel, Rainfarn, Pastinak, Beifuß oder Klette, die an Lösswänden von Dost, Echtem Ziest, Doppelsame und Genfer Günsel abgelöst werden. Typische Arten an Gräben und Ufern sind Echter Baldrian, Blutweiderich, Mädesüß und Wasserdost. Gehölze spielen hierbei eine untergeordnete Rolle.
Säume bereichern die Kulturlandschaft.
Säume sind Lebensraum für zahlreiche Tiere. Blütenbesuchende Insekten wie Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Käfer oder Schmetterlinge sowie blätterfressende Insekten wie Heuschrecken oder Schmetterlingsraupen finden hier Nahrung. Gerade im sogenannten Offenland, also den Ackerfluren und Weinbergen, auf den Lössriedeln oder den Wiesen in den Bachtälern sind Säume mit ihren hochwüchsigen Stauden und Gräsern Sitz- oder Singwarte etwa für Grauammer oder Schwarzkehlchen. Aber auch andere Vögel wie Fasane und Rebhühner, sowie Kleinsäuger, Spinnen und Käfer finden hier Deckung und Unterschlupf – im Sommer wie im Winter. Denn werden Felder oder Äcker abgeerntet, sind Säume die einzigen Rückzugsräume, in denen die Tiere, und zum Teil bereits bedrohte Arten wie Feldhase, Fasan oder Rebhuhn, überleben können.
Besonders wertvoll in der Kulturlandschaft sind die streifenförmigen Säume um Feldhecken. Durch die Hecke gibt es sonnige und schattige Bereiche, sodass im Saum je nach Seite unterschiedliche Pflanzen wachsen. Die Hecke schützt vor Wind, in Hecke und Saum überwintern zahlreiche Insekten, Vögel finden Nahrung, bauen ihre Nester und ihre Brut wird geschützt.
Biotopverbund als zusammenhängende Ruhebereiche.
Mit der Größe nimmt auch die ökologische Bedeutung eines Saums zu. Dem steht häufig der Flächenbedarf der intensiven Landwirtschaft, sowie des Siedlungs- und Straßenbaus entgegen. Eine Kompromisslösung könnte der Biotopverbund darstellen, bei dem es darum geht, vorhandene Lebensräume zu verbinden und Lücken zu schließen. So entstehen zusammenhängende Rückzugs- und Ruhebereiche und einzelne Populationen einer Art können über Wanderkorridore miteinander im Austausch bleiben. Gerade den streifenförmigen Säumen kommt im Biotopverbund eine wichtige Rolle zu. „Wenn alle Akteure mitspielen, kann es gelingen, ein Biotopnetz in unserer Kulturlandschaft zu schaffen, von dem alle nur profitieren können“, sagt Garrecht.
Säume extensiv pflegen – Berücksichtigung der Entwicklungszyklen.
Werden Säume mehrmals in der Saison gemulcht, entstehen monotone, artenarme, von Gräsern dominierte Flächen. Werden sie dagegen sich selbst überlassen, verdrängen konkurrenzstarke Gehölze, wie Brombeere, Waldrebe, Hartriegel, Holunder oder Walnuss und entlang von Gewässern Erle, Weide oder Pappel die lichtliebenden Stauden. Säume bleiben langfristig erhalten, wenn sie stattdessen extensiv gepflegt werden: Dabei wird maximal zweimal jährlich gemäht, wobei Rückzugsräume für die darauf lebenden Tiere ausgespart und die Entwicklungszyklen von Tieren und Pflanzen beachtet werden. Außerdem wird spät im Jahr gemäht, sodass die Stauden vorher aussamen können. Das Mähgut wird entfernt, damit die Böden nährstoffarm und die Säume somit artenreich bleiben. Gehölze und Brombeeren werden zurückgedrängt.
Flächen nachhaltig pflegen: Aktion Südpfalz-Biotope schult Kommunen.
Die Aktion Südpfalz-Biotope der NVS NaturStiftung bietet in Frühjahr und Herbst Fortbildungen für die nachhaltige, ökologische Pflege kommunaler Flächen an. „Solche Biotope brauchen wieder unsere Wertschätzung“, sagt Kurt von Nida, Vorstand der Stiftung. Sind Kommunen bereit mitzumachen, schließen sich gemäß dem Motto „Me(h)r machen mit“ häufig auch Privatpersonen oder Landwirte an. Denn nur wenn viele mitmachen, können Säume erhalten werden, die Natur bereichern und die Artenvielfalt in unserer Landschaft fördern. In der Südpfalz hat der NVS bereits in Erlenbach gemeinsam mit der Gemeinde Säume angelegt. In Offenbach, Herxheim und Hochstadt ist dies ebenfalls geplant.