Mutig Verantwortung übernehmen — inSpeyered macht es vor.

Mutig Verantwortung übernehmen — inSpeyered macht es vor.

Nicht warten, sondern aktiv werden und der Plastikflut und der Klimakrise lokal etwas entgegensetzen. Das ist die Idee der beiden Gründerinnen und inSPEYERed-Mitglieder Sophie Etzkorn und Luise Sobetzko.

 

von Sophie Etzkorn und Luise Sobetzko.
Erschienen im Winterheft #EM04


Worum geht es?
Um die Transformation von unten!

Mitmachen statt meckern – das ist seit 2017 das Motto des Vereins inSPEYERed. 2018 entstand in dessen Mitte die Idee, einen Unverpacktladen in Speyer zu eröffnen. Mit einer Crowdfunding-Kampagne konnten um die 50 000 Euro eingesammelt werden, um den Laden zu eröffnen. Der Kaufladen bietet unverpackte Lebens- und Reinigungsmittel, Drogerie- und Haushaltswaren sowie regionale Produkte an. Der Kaufladen sollte vor fast drei Jahren unser Beitrag zur Veränderung sein, die es so dringend braucht. Heute blicken
wir allerdings nicht mehr so optimistisch in die Zukunft. Denn zuerst hat uns die Pandemie zugesetzt, nun die steigenden Preise. Der schreckliche Krieg in Europa und die immer deutlicher spürbare Klimakrise haben die gesellschaftliche und ökonomische Stimmung verändert. Die Idee fanden damals alle gut, aber zu wenige kauften regelmäßig bei uns ein. Mit jeder Krise sanken die Umsätze. Daher haben es Konzepte wie unseres heute schwer. Viele unserer Kolleg:innen mussten bereits ihre Läden schließen.

Das inSPEYERed-Team hat die unsichere Stimmungslage zum Anlass genommen und hat eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Die zentrale Frage der Reihe lautet: „Wie gelingt es, Transformation von unten anzustoßen?“ Der erste Termin fand im Sommer zum Thema Energiewende statt, im Oktober ging es in einem zweiten Termin um eine lokale Ernährungswende. Beide Termine sollten zeigen, dass alle etwas tun können – mit gezielten Konsumentscheidungen nämlich. Die Möglichkeiten gehen über die bloße Entscheidung für Ökostrom oder die plastikfreie Gurke im Supermarkt hinaus. Es geht prinzipiell darum, mit seinem Konsumverhalten Verantwortung zu zeigen. Dies betonten demnach alle Referierenden der beiden Termine. Verantwortungsbewusste Konsumentenentscheidungen sind sowohl für die lokale Energieversorgung als auch für regionale Ernährungswirtschaft möglich und wichtig.

Ein Ergebnis der Transformationsveranstaltungen ist unser neues Kaufladen-Konzept „Klüngel“. Denn schon bald kann jede und jeder direkt Verantwortung übernehmen. Mit unserem neuen Kaufladen „Klüngel“ wollen wir ab 2023 gemeinschaftsbasiert wirtschaften. Mit dem neuen Konzept planen wir, dass eine solidarische Gemeinschaft den Kaufladen trägt – ähnlich der Solidarischen Landwirtschaft. Aus Kund:innen werden Mitglieder, die einen Anteil an den Betriebskosten übernehmen. Die Anteile werden in einer Finanzierungsrunde sozial gerecht vergeben. Die Mitglieder erhalten dafür Einkaufsguthaben in Form von Gutscheinen, die sie dann im Unverpacktladen umsetzen können. Damit es fair zugeht, zahlen nicht alle den gleichen Preis, sondern leisten ihren fairen Anteil entsprechend ihrer individuellen finanziellen Möglichkeiten. Das Modell soll den Kaufladen unabhängiger von marktwirtschaftlichen Strukturen und robuster gegenüber preislichen Schwankungen werden lassen.

Selbstwirksamkeit erlebbar machen?
Durch verantwortungsvolles Einkaufen!

Das gemeinschaftsbasierte Wirtschaften erzeugt für die Teilnehmer:innen erlebbare Selbstwirksamkeit, denn häufig ist es für Einkäufer:innen ist nicht klar, wie wichtig jeder Einkauf für den Kaufladen ist. Mit dem neuen gemeinschaftsbasierten Modell machen wir diese Verantwortung nun transparent. Ein Einkauf im Kaufladen „Klüngel“ ist dann nicht mehr nur ein Einkauf, sondern er stellt ein Stück weit sicher, dass es den Kaufladen auch morgen noch geben wird. Mit unserer Idee vom Kaufladen „Klüngel“ wollen wir nun Menschen für unsere Idee einer anderen Wirtschaft überzeugen und gewinnen.
Einen starken Partner wissen wir aber schon jetzt an unserer Seite. Die Regionalwert AG finanziert sich ebenfalls durch den Verkauf von Anteilsscheinen, und das eingesammelte Geld kommt der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft in Form von Neugründungen oder der Umstellungen auf biologische Landwirtschaft zugute. Unser Kaufladen „Klüngel“ wird hoffentlich auch vom Netzwerk der Regionalwert AG profitieren, zum Beispiel durch neue regionale Produkte, die dann einen Platz in unserem Sortiment finden sollen.

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